Allgäu-Orient-Rallye 2010
Team Ottobrumm
„Es ist Zeit, etwas Verrücktes zu tun”
Samstag, der 8. Mai 2010
Jeden Morgen geht Stefan das Roadbook und das Lösungsheft
durch, um sich auf den Tag vorzubereiten und um sicherzustellen,
dass wir keine Aufgabe auslassen. Heute vervollständigen wir
die Beschriftung der Wasser- und Weinflaschen, die wir jeden Tag
für das Abschlussfest einkaufen müssen: Einkaufsort, Rebsorte, etc.
Jeden Tag beim Zusammenrollen meines Schlafsacks freue ich
mich über das von Susanne eingenähte Kamel.
Björn steht auf. Kaffee. Sonnencreme.
Wir fahren um 8:00 Uhr in Richtung Palmyra los.
Heute reißt der Auspufftopf am Fahrzeug Sascha-Gunter in Furclus ab.
Eine "Erste Hilfe" ist das Wiederanbinden mit Draht, aber das hält nur wenige Kilometer.
Dann schneiden wir die weiche Aufhängung ab und fahren ohne hinteren
Auspufftopf.
Palmyra ist eine Oase. Die geteerte Straße reißt immer wieder mal ab.
Es geht dann über ein Stück Sandstraße weiter. An einem Wasserloch warten wir, bis wir an einem entgegenkommendes Baufahrzeug die Tiefe erkennen.
Mit Schwung geht es durch die Riesenpfütze.
Wir werden etwas übermütig:
Wirbeln Staub, abseits der Straße auf. Setzen uns während der Fahrt auf
das Dach. Freuen uns an der tollen Tour.
In Palmyra ist es richtig heiß.Im Garten Eden sitzen wir unter Palmen auf
Teppich- bespannten Bänken und naschen Oliven und Datteln bei heißem Tee.
Wir tragen uns in das Gästebuch ein. Da darf eine Skizze von unserem,
von Heinz designetem, Logo nicht fehlen. Ein bisschen naiv hatten wir
uns vor der Ankunft viel üppigere, saftige Vegetation vorgestellt.
Vielleicht sogar eine Wiese. Aber Nein, mit dem Allgäu
kann man das hier wirklich nicht vergleichen.
Imposant sind die vielen,
erhaltenen Säulen und ein paar Gebäude, vor allem wenn man bedenkt dass
sie zweitausend Jahre alt sind.
Touristisch erschlossen ist dieser Fleck Erde noch kaum. Man kann fast alles
ohne Eintritte und ohne Parkplatzgebühr besichtigen.
Es gibt keine Pommes-Buden und keine Souvenierstände.
Gerade mal ein paar Kinder laufen dir nach um Schmuckstücke, zu verkaufen,
ein Mopedfahrer möchte dich
zurück zum Auto bringen und ein Kamelreiter ruft dir zu, dass Kamelreiten etwas ganz anderes ist als Autofahren.
Sasha läuft El Torge, ein 20-jähriger Deutscher über den Weg, der eine
Mitfahrgelegenheit nach Damaskus sucht.
OK, bei Joni ist ja noch ein Platz frei.
Je näher wir an Damaskus herankommen, desto intensiver wird die Industrie.
Wir sehen Fabriken mit qualmenden Schornsteinen und viele Laster mit Steinen
oder Sand beladen. Eine "Staubwolke", nicht durch den Verkehr,
sondern durch die Bauindustrie verursacht, zieht sich ca 100km hin, bis Damaskus.
Wir erreichen Damaskus. Mitten im Zentrum, nahe bei
dem Eingang in die Altstadt suchen wir uns spontan ein Hotel.
Wir vergleichen drei Hotels. Der Preis ist jeweils gleich: 500 SL pro Person und Nacht.
Wir entscheinden uns für das qualitativ Beste. Es trägt keine Sterne. Es
ist nicht nur einfach, sondern auch dreckig. Im Zimmer stehen noch
die gebrauchen, leeren Gläser der vorhergehenden Gäste.
Das Bett ist nicht gemacht. Auf Nachfragen bekommen wir neue Bettlaken.
Wir holen die Schlafsäcke aus den 1,5 km entfernten Autos. Für
die Antwort auf die Frage nach der Zimmernummer von unseren Kollegen
möchte man Bakschisch. Unser
geplanter nächter Name wäre www.warum-tu-ich-mir-das-an.de
Jonis Brustbeutel ist mitsamt Führerschein und Syrischer Versicherung weg!
Nachdenken und Suchen ist nicht erfolgreich. Morgen wird Joni mit dem OK
oder der Botschaft telefonieren, um zu klären wie er das Land ohne diese
Papiere verlassen darf.
Schließlich gehen wir in ein Restaurant. Es gibt sogar Bier, auch wenn das
wohl offiziell nicht erwünscht ist. Frauen sehen wir abends nicht mehr, weder auf
der Straße noch in den Lokalen. In den typischen Straßenkaffees bekommt
man keinen Alkohol. Die Männer rauchen hier gerne Schischa (Wasserpfeife).
Die sichtbare Werbung für z. B. Mode und Kosmetik passt aus unserer Sicht
nicht immer auf die Gegebenheiten im Land.
Später gehen Sascha und ich noch in ein Internet-Kaffee.
In Syrien gibt es kaum WLans. Schon gar keine offene.
Über das Handy haben wich auch keinen Internetzugang.
Der Internationale Zugang ist nicht so einfach. Das Internet
wird nach Angaben des Wirts staatlich zensiert.
Webseiten, die Videos enthalten sind staatlich gesperrt.
"no youtube".
Die Verbindung auf den Webser nach Deutschland ist sehr langsam.
Webseiten, die frisch aktualisiert wurden, werden nicht angezeigt.
Wenn man Glück hat, sieht man einen alten Stand.
Das alles macht natürlich unseren Bericht mühsam. Ich sehe beim Scheiben
nicht, wie es aussieht. Daher kommen die Korrekturen sehr viel
später. E-Mails kann ich lesen, aber nicht ohne an Qual grenzende Geduld
schreiben. Entschuldigt bitte, dass Ihr keine Antworten bekommt.
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